Woman  - Newsletter #4
März 08, 2022

Woman - Newsletter #4

An die Zeiten, als ich ein "Farbklecks" von wenigen zwischen den dunklen Anzugsträgern auf den Messen war, kann ich mich noch gut erinnern. Das Bild hat sich gewandelt, dennoch empfinde ich die Diskrepanz zwischen Anbieter*in und Nutzer*in in meiner Branche immer noch als extrem ausgeprägt.

Die Unternehmen, die Designteams und der Vertrieb sind männerdominiert, während auf der anderen Seite die Produkte überwiegend von Frauen gekauft werden. Interieurprodukte werden mehrheitlich, geschlechterunabhängig genutzt, daher sollte es selbstverständlich eine Ausgewogenheit bei den Beteiligten von der Idee bis zur Nutzung geben.

In "Stadt der starken Frauen" ist es mir auch immer wichtig, Frauen im Interieurbereich sichtbar zu machen. Es ist an der Zeit, dies mit unserem aktuellen Thema und einem deutlichen Fokus zu tun.

Ich wünsche Ihnen interessante Entdeckungen,
Andrea Weyhe und das raumkunst-Team


P.S. Die passende musikalische Begleitung für und von Powerfrauen ist in einer passenden Spotify-Playlist von uns zusammengestellt.

Bildmaterial: iittala (Glasserie Bölgeblick), Rauno Traskelin (Villa Mairea), Herbert Matter (Portrait)

Bildmaterial: iittala (Glasserie Bölgeblick), Rauno Traskelin (Villa Mairea), Herbert Matter (Portrait)

Aino Aalto

Die Architektin Aino Aalto entwarf Gebäude, Innenräume, Möbel, Lampen, Textilien und Haushaltswaren. Sie prägte das moderne Design und die Architektur entscheidend mit. Die Funktionalität, die Materialität sowie die Erschwinglichkeit durch Massenproduktion lagen ihren Entwürfen zugrunde. Ihre besonderen Leistungen treten hinter der herausragenden Bedeutung ihres Mannes, Alvar Aalto, dem Pionier der skandinavischen Moderne, zurück.

Zusammen mit Maire Gullichsen und Nils-Gustav Hahlin gründete das Ehepaar 1936 das Unternehmen artek, das bis heute Produkte für moderne Wohnkultur vertreibt und von Aino Aalto geleitet wurde.

Für die Inneneinrichtung der Villa Mairea und des Tuberkulose-Sanatoriums in Paimio, beides Schlüsselbauten der Moderne, war die Architektin verantwortlich. Die Glasserie Bölgeblick für iittala wurde von den Wellenringen eines ins Wasser fallenden Steines inspiriert und erhielt 1934 die Goldmedaille der Mailänder Triennale.

Bildmaterial: Verlagsgruppe Oetinger (Buchtitel), Jacob Forsell (Portrait)

Bildmaterial: Verlagsgruppe Oetinger (Buchtitel), Jacob Forsell (Portrait)

Astrid Lindgren

Bei einer Reise durch das schwedische Småland findet man sich gedanklich in den Büchern Astrid Lindgrens wieder, die hier ihre einfache, glückliche Bauernhof-Kindheit verbrachte: »Die Kinder von Bullerbü«, »Immer dieser Michel« und besonders »Das entschwundene Land« berichten davon.

Ihre schweren Jahre als schwangere und kaum erwachsene Frau, die ihren Sohn in eine Pflegefamilie gibt und in Stockholm um die berufliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit ringt, prägen ihre Persönlichkeit als Kämpferin gegen Gewalt, für Menschenrechte, Naturschutz und Kindeswohl und zeigen sich in ihren nachdenklichen Werken. Ihre Bücher bewegen die Menschen auch über ihre Geschichten hinaus: »Die Brüder Löwenherz« lösten eine Suizid-Debatte aus, »Niemals Gewalt« ist ein Plädoyer für eine gewaltfreie Welt und »Die Menschheit hat den Verstand verloren« ein Antikriegsbuch, das auf ihren Kriegstagebüchern beruht. Mit ihrem letzten Buch »Ronja Räubertochter« zeigte sich ihr Engagement für den Naturschutz.

Alle Bücher Astrid Lindgrens sind von ihrem Leben geprägt und viele haben starke weibliche Protagonistinnen: allen voran Pippi Langstrumpf.

Im Film »Astrid« lässt sich noch viel mehr über das Leben Astrid Lindgrens erfahren: zurzeit ist dieser über die Streaming-Plattform Netflix zu sehen.

Bildmaterial: Marimekko (Portrait, Kivet Kissenhülle, Lokki Handtuch, Unikko Becher)

Bildmaterial: Marimekko (Portrait, Kivet Kissenhülle, Lokki Handtuch, Unikko Becher)

Maija Isola

Das Herz von Marimekko ist die Textildruckerei in Helsinki und hier werden tausende Meter der ausdrucksstarken Muster von Maija Isola auf Stoffe gebracht. Über 500 ihrer Designs prägen die Marke, wie keine anderen. Maija Isola entwarf 1964 mit »Unikko« (Mohn) eine Design-Ikone und das obwohl die Marimekko-Chefin, Armi Ratia, Blumenmuster untersagt hatte. Dieses Muster wird seitdem ununterbrochen in verschiedenen Farbvarianten von Marimekko produziert.

Die freiheitsliebende Künstlerin lebte in Finnland, Paris und Algerien. In ihren Bildern unterschiedlicher Stile, zeigt sich der Einfluss ihrer Reisen, der Natur und gesellschaftlicher Entwicklungen stärker, als in ihren Designs. Diese entwickelte sie bei Marimekko dann auch mit ihrer Tochter Kristina für unterschiedlichste Nutzungen weiter.

Bildmaterial: Moomin Characters Ltd. (Zeichnung), iitalla (Minitassen), Lehtikuva Reino Loppinen (Portrait)

Bildmaterial: Moomin Characters Ltd. (Zeichnung), iitalla (Minitassen), Lehtikuva Reino Loppinen (Portrait)

Tove Jansson

In gewisser Weise personifiziert Tove Jansson durch ihre Muminfiguren ihr eigenes Gefühlsleben und Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld.

Die Geschichten, mit ihren oft skurrilen Figuren, zeigen Verspieltheit, Leichtigkeit und oft auch unvermittelten Ernst. Die ersten Erzählungen entwickelte sie als Parallelwelt während des 2. Weltkrieges. Bereits in den 50er Jahren beginnt Arabia mit der Produktion von Mumin-Geschirr, was die Popularität der Charaktere schon zur damaligen Zeit verdeutlicht.

Nach den Kinderbüchern erscheinen inhaltlich komplexere Mumin-Comics. Später folgen Romane mit starken autobiographischen Zügen, die von ihrer Kindheit zwischen Künstlern und Bürgertum, dem immer präsenten Meer, der Liebe in der Familie und zur Natur, ihrem Bedürfnis nach Freiheit und der Beziehung zu ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä handeln.

Bildmaterial: Montana (Farbpalette), muuto (Kissen Accent), Andreas Omvik (Portrait), Andrea Weyhe (Regalsystem)

Bildmaterial: Montana (Farbpalette), muuto (Kissen Accent), Andreas Omvik (Portrait), Andrea Weyhe (Regalsystem)

­Margrethe Odgaard

Synästhetiker*innen nehmen einen Eindruck mit mehr als einem Sinn wahr: Es gibt unterschiedlichste Formen von Synästhesie, manche nehmen einen Klag als Farbe oder Form wahr, andere Geräusche als Geschmack. Im MRT ist erkennbar, dass zeitgleich verschiedene Gehirnregionen angesprochen werden.

Margarethe Odgaard verknüpft Farbe und Geschmack. Die von ihr erarbeitete Farbpalette für Montana führt daher Namen wie beetroot (rote Beete) und mushroom (Pilz). Für diesen intensiven Prozess wurden Farbnuancen abgewogen, bis sie eine Farbvielfalt zeigten, die sich harmonisch kombinieren lassen und die Sinne auf vielfältige Weise anspricht.

Margarethe Odgaard gründete 2013, nach mehreren Jahren als Textildesignerin, ihr eigenes Studio in Kopenhagen. Im Fokus ihrer Arbeit stehen Farbe, Textilien und Muster. Für muuto entwickelte sie verschiedene Textilien unter anderem die Teppiche »Ply« und »Pebble«, wie auch die Kissen »Accent«.

Bei der Produktion des kvadrat Polsterstoffes »re-wool« wird 45 Prozent recycelte Wolle aus Abfällen der kvadrat Garnspinnerei in Großbritannien wiederverwendet. Die Webart und Farbgebung verleihen dem Stoff eine große Farbtiefe und ein Farbspiel auf der Oberfläche.

Bildmaterial: Andrea Weyhe (Atelierbesuch), Lotte Ostermann (Portrait)

Bildmaterial: Andrea Weyhe (Atelierbesuch), Lotte Ostermann (Portrait)

raumkunst on tour

In den hellen Räumen der Berliner Werkstatt von Anna Sykora riecht es ganz leicht erdig, nach Porzellan, dem Grundmaterial für die filigranen Gefäße, die hier frei gedreht werden. Die farbigen Oberflächen der unverwechselbaren Schalen, Becher und Vasen entstehen durch eine von ihr entwickelte Engobe. Wie eine dünne, eingefärbte Tonschicht wird diese mit dem Pinsel außen auf die Porzellanformen aufgetragen. Eingravierte, zarte Linien ziehen sich wie Federzeichnungen durch die matten Oberflächen. Von innen sind die Gefäße glatt lasiert. Nach zwei Bränden sind sie sehr hart, widerstandsfähig und dichter geworden. Besonders bei den neu entwickelten Gefäßen, deren unterschiedlich dicke Wände sie fast textil wirken lassen, scheint das Licht wunderbar hindurch.

Starke Frauen in der Kunst der Weimarer Republik zeigt das Käthe-Kollwitz-Museum, das neben den immer wieder eindrucksvollen Kunstwerken Käthe Kollwitz' zur Zeit eine Sonderausstellung der Fotografin Lotte Jacobi und Lotte Reiniger, Erfinderinnen des Silhouettenfilms, widmet.

Zum festen Berlin-Programm gehört ein Besuch in der über 90-Jährigen, legendären Buchhandlung »Marga Schoellers Bücherstube«, namhafte Autor*innen, wie auch Kund*innen sind hier ebenso Tradition, wie die umfangreiche englischsprachige Abteilung.

Und für das Wohlbefinden zum Frühstück, Mittag oder Kaffee mit Genuss ist »Die Stulle« ein Muss.

Bildmaterial: Andrea Weyhe